Auerbach: Neues Leben

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Basierend auf den vorliegenden Auszügen und unserem Gespräch handelt es sich um Berthold Auerbachs Roman „Neues Leben“, der zuerst 1851 erschien und als „Eine Erzählung“ oder „Eine Lehrgeſchichte in fünf Büchern“ bezeichnet wird. Die Handlung setzt gegen Ende August 1849 ein, also nach der gescheiterten Revolution von 1848.

Der Protagonist ist der hochſchlanke, schwarz gekleidete Eugen Wilhelm Friedrich Baumann, ein bisheriger Sekundarlehrer in der Hauptſtadt. Zu Beginn des Romans trifft er im Bergwald auf Albert Freihaupt, einen Oekonom aus Pommern, der im Begriff ist, nach Amerika auszuwandern. In einem zentralen, fast märchenhaften Akt des Identitätstausches tauschen die beiden ihre Papiere. Albert Freihaupt übernimmt die Identität und die neu erworbene Schulstelle des Eugen Baumann im Dorf Erlenmoos, während der ursprüngliche Eugen Baumann (der „Tauſchmann“), nun mit Freihaupts Papieren ausgestattet, die Reise nach Amerika antritt.

Eugen (der eigentlich Freihaupt ist, aber fortan unter dem Namen Baumann agiert) tritt seine Stelle als Schullehrer in Erlenmoos an. Er kommt in das Dorf und versucht, dort Fuß zu fassen („einwurzeln“). Sein Amtsantritt und seine Anwesenheit bleiben zunächst relativ unbeachtet, überschattet vom Wegzug der Auswanderer. Er reflektiert über die Bedeutung der Tätigkeit auf kleinerer Ebene, die eine innigere Umfassung der Kraft ermögliche als großer Einfluss.

Er lernt schnell die verschiedenen Bewohner des Dorfes kennen. Zentrale Figuren sind die Familie des Bachmüllers. Der Müller, Anton, ist ein verdienter Mann (zehn Jahre Schultheiß, dreimal Landstand), der aber wegen seiner Unterstützung der Revolution seine Bürgerrechte verloren hat und sogar im Gefängnis saß, nachdem ihn ein ehemaliger Angestellter wegen Beherbergung von Flüchtlingen angezeigt hatte. Die Bachmüllerin, seine Frau, leidet unter der Situation und wünscht sich, nach Amerika auszuwandern, was der Müller jedoch ablehnt, da er eine Art „Ehe“ mit der Heimat eingegangen sieht, die man nicht einfach verlassen dürfe.

Die Tochter des Müllers, Vittore, wird eine immer wichtigere Person in Eugens Leben. Sie wird zunächst als etwas eigenbrötlerisch beschrieben, zeigt sich aber als tiefgründig und praktisch begabt (z.B. beim Bügeln und der Bienenzucht). Ihre seltenen Äußerungen haben Gewicht; ein Gedanke von ihr über die Notwendigkeit der Arbeit wird sogar vom Pfarrer in seiner Predigt aufgegriffen. Es entwickelt sich eine Beziehung zwischen Eugen und Vittore, die schließlich in Heiratsplänen mündet. Ein Hindernis ist das Testament des verstorbenen Schulmeisters und Vaters des Müllers, der verfügt hatte, dass keines seiner Kinder oder Kindeskinder jemals Schulmeister werden oder einen heiraten dürfe.

Weitere wichtige Charaktere sind die Baronin Stephanie, die auf dem Schloss lebt. Sie ist rastlos, sammelt Volkslieder, spricht Französisch, und zeigt ein kokettes, wenn auch unklares Interesse an Eugen. Sie repräsentiert eine gelangweilte adlige Welt, die mit „Weltgedanken“ spielt, aber Eugen das Gefühl gibt, wie ein Geschöpf niederer Ordnung behandelt zu werden. Ihr Onkel, der Major, steht der neuen Zeit und dem Umgang zwischen den Ständen kritisch gegenüber. Auch Baron Kronauer, ein Vetter der Baronin, spielt eine Rolle; er ist praktisch veranlagt und äußert sich skeptisch über die deutsche Einheit, die er für Aberglaube hält, und die gescheiterte Revolution.

Ein tragischer Charakter ist Bartelmä, der Fragſamenhändler. Er ist ein politisch desillusionierter Mann, der einst im Paulskirchenparlament aktiv war und wegen politischer Äußerungen verurteilt wurde. Er kritisiert die gescheiterte Revolution und die Professoren, die daraus Profit schlagen. Bartelmä hadert mit dem Leben und denkt über Tod und Unsterblichkeit nach. Schließlich inszeniert er mit einigen Dorfbewohnern ein Vehmgericht gegen einen Spion („Angeber“), der viele Menschen ins Elend gebracht hat und auch Eugen anzeigen wollte. Bartelmä stirbt, scheinbar durch diesen Akt oder kurz danach, und hinterlässt Eugen eine warnende Notiz.

Eugen selbst ist ein nachdenklicher Mann, der viel liest (Dinter, Fichte, die Bibel). Er ringt mit religiösen und philosophischen Fragen, was zu Konflikten mit dem Vikar führt. Er sieht die Bibel nicht als übernatürliche Offenbarung, sondern als menschheitsgeschichtliches Dokument und Quelle von Weisheit. Er erlebt die Verstrickung in dörfliche Angelegenheiten und bürokratische Pflichten.

Theoroſa von Schüttenhelm, eine Stiftsdame und frühere Gönnerin des ursprünglichen Eugen Baumann, tritt auf, um sich für die Begnadigung Eugens einzusetzen. Sie ist eine umtriebige Philanthropin und Sammlerin von Autographen. Sie nutzt ihre Kontakte, insbesondere zu Frauen einflussreicher Männer, um Eugen auf die Liste einer bevorstehenden Amnestie zu bringen.

Die Handlung nimmt eine dramatische Wendung, als die Bachmüllerin, krank darniederliegend, Eugen ihre Lebensgeschichte erzählt. Sie offenbart, dass sie einen Sohn namens Eugen hatte, den sie verlor, und dass sie sich schuldig fühlt, ihn vergessen zu haben. Sie erkennt (oder hofft), dass Eugen ihr verlorener Sohn sein könnte, insbesondere da er denselben Namen trägt und auf der Begnadigtenliste steht. Diese Offenbarung bindet Eugen tief an die Müllerfamilie.

Am Ende der Auszüge ist die Bachmüllerin auf dem Weg der Besserung. Die Heiratspläne zwischen Eugen und Vittore scheinen Form anzunehmen, trotz des väterlichen Testaments. Die Bemühungen um Eugens Amnestie laufen, wobei Theoroſa versichert, dass er auf der Liste steht, aber der Fürst ihn ausschließen wollte und die Sache seinetwegen verkompliziert wurde. Theoroſa reist ab. Kaidl, der nach Amerika ausgewandert war, schickt einen Brief, in dem er über sein neues Leben berichtet und Eugen warnt/ihm seinen Tod ankündigt. Lipp hisst, nachdem Eugens Haus (das anscheinend beschädigt wurde) wieder aufgebaut ist, die deutsche Fahne auf dem Giebel.

Die Quellen zeigen, wie der Roman das persönliche Schicksal des Protagonisten mit den politischen und gesellschaftlichen Nachwirkungen der Revolution von 1848 verknüpft. Eugen sucht ein „neues Leben“ abseits der gescheiterten politischen Bewegungen und findet dies im ländlichen Raum, wo er sich den menschlichen und bürokratischen Herausforderungen stellt, während er gleichzeitig mit seiner Identität, philosophischen Fragen und einer tiefen persönlichen Verbindung zu einer Familie konfrontiert wird.