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Basierend auf den bereitgestellten Auszügen ist hier eine Inhaltsangabe zu Robert Gisekes Roman „Carrière!“:
Robert Gisekes „Carrière!“ ist laut den vorliegenden Textauszügen das dritte Werk des vierteiligen „Moderne-Titanen“-Zyklus, das 1853 von Adolph Wienbrack in Leipzig veröffentlicht wurde. Der Zyklus befasst sich literarisch mit dem „Katzenjammer der gescheiterten 48er Revolution“ und zeichnet ein erzählerisches Bild des Vormärz und der Märzrevolution. Die Teile des Zyklus sind inhaltlich voneinander unabhängig. „Carrière!“, als „Miniaturbild aus der Gegenwart“ bezeichnet, spielt in der nachrevolutionären Ära, im „Jahr der Restauration“. Der Autor, Robert Giseke, versucht in diesem Buch, „im Mittelpunkt der öffentlichen Gährung selbst Charactere auftreten zu lassen, die auf ihre Weise die Frage beantworten sollten, wie es sittlicher Denkungsart möglich ist, mit den Zuständen des Tages in Verhältniß zu treten“.
Das Werk behandelt, oft auf der Basis einer „amüsanten Lustspielstruktur durchaus satirisch“, die Art und Weise, wie bestimmte Teilnehmer der gescheiterten Revolution von 1848 zu „zynischen Wendehälsen“ werden, um im reaktionären Klima ihr „gesellschaftliches und finanzielles Fortkommen“ (ihre „Carrière!“) zu sichern. Giseke beleuchtet dabei auch das Aufleben des „politisch motivierten Antisemitismus“ und die Entstehung „kastenförmiger Zustände“ sozialer Segregation. Der Text spiegelt die Zersplitterung der Gesellschaft in Egoismus und Borniertheit wider, wo allgemeine Interessen zerfallen sind.
Ein zentraler Handlungsstrang folgt Edmund von Brandt. Er kommt aus dem ungarischen Heer, vom „Schlachtfelde von Komorn, von der Leiche einer Nation“. Er war ein Honved (ungarischer Soldat). Sein Bruder Oskar ist überrascht, den „poetisierender Assessor“, den „zahmen Dichter“, das „Schoßkind der alten Damen“ im Krieg zu finden. Edmund wird zunächst als Inkarnation des „gescheiterten Romantizismus“, der „weltschmerzlichen Zerrissenheit“ dargestellt. Nach seiner Rückkehr in die Residenzstadt gerät er in Konflikt mit seinem Bruder Oskar.
Oskar verkörpert den „sich abzeichnender Realpolitiker“ und vertritt die zynische Ansicht, dass in ihrer Zeit nur „Interessen“ die Menschen verbinden und zusammenhalten, nicht „überspannte Ideen von Liebe, Treue und dergleichen Larifari“. Er fordert Edmund auf, „Vernunft“ anzunehmen und die „Verhältnisse und die Menschen an, wie sie sind und wie sie handeln“ zu sehen. Edmund versucht, seine frühere revolutionäre Gesinnung als „partiellen Wahnsinn“ abzutun, eine „ansteckende Krankheit, morbus democraticus“, wie ein Gelehrter es sah. Er passt sich scheinbar an, indem er Goethe studiert, um die „Diplomatie des Lebens“ zu lernen, das „wie“ man handelt, nicht nur das „was“ man tun soll.
Ein weiterer wichtiger Strang betrifft Adele von Stein, eine „reiche junge Wittwe“, die jetzt „Frau Excellenz“ ist. Sie machte einst die Mode mit und trug Schwarz-Rot-Gold, musste sich aber nach der Konterrevolution („Contrerevolution“, „Contretransaktion“) anpassen. Ihr Ruf ist durch einen „Skandal“ gefährdet. Sie ist mit Präsident Stein verheiratet, der ihre Flirts mit einem „königl. Hoheit“ nutzt, um seine eigene Karriere voranzutreiben. Adele ist eine „Diplomatin“ in ihrem Spiel mit Leidenschaft, die sie jedoch zu vermeiden sucht. Sie wird als unfähig zum Opfer charakterisiert und kann daher nach Edmunds Ansicht nie wirklich lieben.
Edmund hatte eine exzentrisch leidenschaftliche Beziehung zu ihr und bewahrte ihre Briefe und Andenken auf, um sie zur Verwendung für seine „Carrière“ zu zwingen. Er schickt ihr diese Dinge jedoch schließlich zurück, als Rache für ihre Treulosigkeit, wissend, dass dies sie quälen wird. Oskar, der Adele offenbar sehr gut kennt, versucht, ihre Affären und „Emancipationswirthschaft“ zu kontrollieren, indem er ihre Diener wechselt und ihre Besucher reglementiert.
Viktorine ist eine weitere Hauptfigur und lebt im Haus ihres Onkels, des Geheimraths Löwe. Obwohl sie in der Gesellschaft als Verkörperung des „neu entstehenden, in sich ruhenden Realismus“ beschrieben wird und von anderen als „Diplomatin“ für ihre Klugheit und ihren Takt bewundert wird, ist sie tatsächlich eine „hülfloses Waisenkind“, „arm zum Betteln“ und abhängig von der Gnade ihrer Verwandten.
Das Haus Löwe wird als ein Salon beschrieben, in dem sich die unterschiedlichsten und interessantesten Persönlichkeiten treffen, wo Bildung und Individualität geschätzt werden. Viktorine fungiert hier als gewandte Gastgeberin. Sie erhält einen Heiratsantrag von einem Geschäftsmann aus Petersburg. Edmund fühlt sich zu Viktorine hingezogen. Ihre Beziehung entwickelt sich, besonders während des Cotillons, wo sie sich in einem unbeachteten Gemach wiederfinden.
Dort enthüllt Viktorine ihre wahre Armut und Abhängigkeit. Edmund erkennt in ihrer Situation eine Freiheit von gesellschaftlichen Fesseln und findet darin die Möglichkeit zu einer ehrlichen Beziehung, „Mensch gegen Mensch, Herz gegen Herz“. Er sieht sie nun als „herrlicher, wunderbarer Charakter“. Viktorine stimmt einer Verbindung zu, drückt aber Vorwürfe aus, dass er ihr gegenüber keinen Charakter bewiesen habe.
Weitere Nebenfiguren sind Cordelie von Brandt, die ebenfalls im Hause Löwe lebt. Sie ist die Tochter des „ängstliche Geheime Rath“ Brandt, der stets Zahlen notiert, und einer Tante, die über den Stand der Dinge im Unklaren zu sein scheint. Cordelie ist poetisch, träumerisch und ungeschickt im Haushalt. Sie ist unglücklich verliebt in Dr. Stern, einen Journalisten, der Skandale sucht, aber stattdessen eine reiche Witwe heiratet, was Cordelie enttäuscht zurücklässt. Sie lebt weiterhin in ihrer Welt der Dichtung, ohne ihre Gefühle zu teilen. Die Familie Brandt (Tante) missversteht Edmunds Situation völlig und glaubt fälschlicherweise, er sei mit Cordelie verlobt und müsse nur kurz auf seinen Posten, bevor sie heiraten können.
Die Sängerin Cilly Döbbelin ist ebenfalls eine Figur. Sie wird von Baron Brandt (wohl ein anderer Brandt als Edmunds Onkel) manipuliert. Er diktiert ihr einen Brief an Dr. Stern und schreibt eine positive Rezension über ihre Vorstellung als Zerline, die er über ministerielle Kanäle verbreiten lässt. Nach einer Enttäuschung durch einen „Stenio“, gewinnt sie an „tragischer“ Ausdruckskraft und sichert sich so ein „lebenslängliches Engagement“ (wohl am Theater), auch ohne fürstliche Protektion.
Am Ende des Romans wird Edmund in Amerika erwartet, wohin er flieht, nachdem seine Teilnahme an der Insurrektion entdeckt wurde. Er lehnt Oskars Angebot der Amnestie ab, da er in dieser Welt nicht mehr leben kann und sich nach wie vor für die sozialen Zustände mitverantwortlich fühlt. Oskar verspricht, Edmunds kompromittierende Verhältnisse zu vertuschen und ihm Mittel für die Auswanderung zu verschaffen. Edmund erklärt jedoch, erst in die Heimat zurückzukehren, wenn die „Ehrenrechte“ des Mannes nicht mehr von „Soubretten und Intriganten“ abhängen. Cordelie hat nach ihrer Enttäuschung weitere Anträge abgelehnt und dichtet weiter. Cilly hat ihr Theaterengagement erreicht.
Das Ende lässt Edmunds Rückkehr offen und stellt die Frage, wann die Zustände in der Heimat dies ermöglichen werden.