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Die vorliegende Quelle, „Haug, General der römischen Republik. Des Republikaners Schwertfart. Kartons von Ernst Haug, General der römischen Republik. Bremen, Verlag von Franz Schlodtmann. 1851“, ist ein Werk von Ernst Haug, das eine tiefgehende politische und soziale Analyse der Zeit um 1848-1850 bietet, mit einem starken Fokus auf die italienische und deutsche Situation sowie die europäischen revolutionären Bewegungen.
Das Buch ist in mehrere thematische Abschnitte unterteilt, die jeweils unterschiedliche Aspekte der damaligen Gesellschaft und Politik beleuchten:
- Frontispiz und Widmung Das Werk beginnt mit einer Widmung an Giuseppe Mazzini, den „Triumvir von Rom“. Haug preist Mazzini als „Edelmenschen des 19. Jahrhunderts“ und betont seine Rolle als Agitator und Verschwörer gegen die „gemeine Gegenwart“. Er drückt seine tiefe Verbundenheit mit Italien und seinen Schmerz über dessen Unglück aus.
- Deutsch-Italienische Beziehungen und die Idee der Republik Haug reflektiert über die historische Verbundenheit Deutschlands und Italiens, sieht sie als „ebenbürtiges Brüderpaar“, die sich gegenseitig ergänzt haben (z.B. Deutschland brachte das römische Recht nach Italien, Italien gab den Deutschen den Kaiser). Er kritisiert den „unheilvollen Zwist zwischen Kaiser und Pabst“ und betont, dass die Zukunft in der Republik liegt – einem „Perpetuum mobile“ ohne Papst und Kaiser. Er beschreibt die Zerstückelung Deutschlands und Italiens und plädiert für ihre Einheit als Mittelland Europas.
- Satire der Gesellschaft („Der Salon“) Ein großer Teil des Textes widmet sich einer satirischen Darstellung der Pariser Gesellschaft, insbesondere der „Salonrepublik“. Haug kritisiert ihre Oberflächlichkeit, Heuchelei und Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid der Menschheit. Er vergleicht die „Société“ mit einem „permanenten Maskenball“ und einem „scheußlichen Ungetüm“. Er führt eine humorvolle Diskussion über die amerikanische Sitte des „Winkelns“ („to corner a lady“), die für ihn die soziale Dynamik in Salons illustriert. In diesem Abschnitt werden auch verschiedene Persönlichkeiten vorgestellt, darunter ein polyglotter Philologe und seine Frau, ein pietistischer Engländer und eine Legitimistin, sowie der „Nestor österreichischer Republikaner“ Herr Troyer, der als „militärische, wissenschaftliche, philosophische und politische Größe“ beschrieben wird und als „Montagnard und Sozialist“ gilt. Auch General Willisen und Professor Raumer treten auf, wobei letzterer als Gesandter des Frankfurter Parlaments in Paris abgewiesen wurde.
- Kritik an Herrschenden und Militär Der Autor äußert scharfe Kritik an Louis Napoleon Bonaparte, den er als „Kretin im Elysée“ und „bankrottirten Prinzen“ bezeichnet. Er verurteilt die französische Regierungspolitik nach der Schlacht von Novara, insbesondere die Unterstützung des Papstes und die Blockade Venedigs. Er verurteilt General Lamarmorafür die Plünderung Genuas und vergleicht ihn mit einem „Haushund“, der „den Stoff bewacht“, aber „Schlacht und Heldentod“ nie erfahren wird.
- Die italienischen Revolutionsereignisse Die Quelle bietet detaillierte Beschreibungen zentraler Ereignisse und Personen der italienischen Revolution:
- Schlacht von Novara (1849): Der Autor erlebt die Nachricht der Niederlage Piemonts und kritisiert Karl Alberts „lächerlichen Ehrgeiz“. Er beschreibt die Kapitulation und die Plünderung Genuas durch piemontesische Soldaten, wobei er deren Brutalität (z.B. das Spießen eines Hundes) verurteilt.
- Genoas verlorene Größe: Haug beklagt den Niedergang Genuas, einst „Beherrscherin des Mittelmeeres“, nun eine „Provinzialstadt des schwächsten Königs“.
- Mazzinis Wirken: Er hebt hervor, dass Genua der Geburtsort Mazzinis ist, der als „größter Republikaner unsers Jahrhunderts“ eine „neue Welt für Europa“ und „neues Leben“ für sein Volk schafft.
- Lombardische Division in La Spezia: Der Autor beschreibt den desolaten Zustand der lombardischen Division in La Spezia und kritisiert die piemontesischen Generälefür deren „geistiges Armutszeugnis“. Er selbst entwirft einen detaillierten militärischen Plan zur Reorganisation und zum Marsch nach Florenz/Rom.
- Die Bandiera-Brüder: Der Text schildert das tragische Schicksal der Brüder Attilio und Emilio Bandiera, die sich 1844 einem verfrühten Aufstand in Kalabrien anschlossen und hingerichtet wurden. Mazzini warnte sie zwar, aber sie wurden zu „Blutzeugen“ für die Freiheit Italiens.
- Kritik an Deutschland und Europa Der Autor kritisiert die politische Zersplitterung Deutschlands und die „Dummheit“ seiner Intellektuellen und Herrscher. Er spricht von einem „Irrenhaus“ für Deutschland, in dem politische Figuren wie der König von Preußen oder der russische Zar als „Narren“ erscheinen. Er singt Lieder über den „Preuß'“ als Unterdrücker und beschreibt die Gräueltaten der österreichischen Soldaten in Wien. Er kontrastiert die „Edelsinn“ Frankreichs mit der „schamlosen Erbärmlichkeit“ deutscher Politik.
- Soziale und philosophische Reflexionen Das Werk ist durchzogen von philosophischen Betrachtungen über Freiheit, Individualität, menschliche Natur, und die Rolle der Religion.
- „Agro Romano“: Der Autor lässt einen „römischen Nazionalökonom“ die antike Geschichte Roms erzählen, um daraus Lehren für die Gegenwart zu ziehen. Die Geschichte Roms wird als Abfolge von „Militär-Kommunismus“, Oligarchie und dem Kampf des Proletariats gegen die Reichen dargestellt. Der Redner sieht die frühen Christen als „erste Sozialisten“, deren reine Lehre durch Machtmissbrauch und Heuchelei korrumpiert wurde.
- Mazzinis „Gott und das Volk“: Die Rede Mazzinis in Mailand fasst dessen Glaubensbekenntnis zusammen: „Gott und das Volk“. Er betont die Einheit der Menschheit, die Bedeutung von Liebe, Vaterland und Ideen als treibende Kräfte des Fortschritts. Er sieht das Volk als „fortschreitenden Dolmetsch seines Gesetzes“ und Rom als den „Tempel des italienischen Volkes“ und „Brennpunkt europäischen Geschickes“.
- Die „Giovine Europa“ Das Buch enthält den Text der „Verbrüderungsakte“ der „Giovine Europa“ (Junges Europa) vom 15. April 1834. Dieses Manifest, das von Giuseppe Mazzini initiiert wurde, proklamiert die Gleichheit und Verbrüderung der Menschen und Völkerunter den Prinzipien von „Freiheit – Gleichheit – Menschlichkeit“. Es sieht die Menschheit auf dem Weg zu einer „freien und harmonischen Entwickelung“ und fordert eine „Offensiv- und Defensiv-Allianz“ der nationalen Komitees (Junges Deutschland, Junges Polen, Junges Italien und Frankreich).
- Reiseerlebnisse und Anekdoten Die Erzählung ist mit persönlichen Reiseberichten, Begegnungen (z.B. mit dem irischen Mädchen Miss Harriot, einem amerikanischen Marineoffizier, einem sardinischen Postillon und einem Carbonaro) und Anekdoten durchsetzt, die oft als Ausgangspunkt für politische oder philosophische Reflexionen dienen.
Insgesamt ist „Des Republikaners Schwertfart“ ein kämpferisches Plädoyer für republikanische Ideale und nationale Einheit, insbesondere für Italien, durchdrungen von scharfer Kritik an den bestehenden politischen und sozialen Zuständen Europas Mitte des 19. Jahrhunderts. Der Autor, Ernst Haug, positioniert sich klar als Verfechter von Freiheit und Fortschritt und sieht in der Republik die höchste Form menschlicher Gesellschaft.
Ernst Haug, Des Republikaners Schwertfart. Kartons von Ernst Haug, General der römischen Republik. Bremen: Verlag von Franz Schlodtmann, 1851.