Hauser: 1848


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Basierend auf den bereitgestellten Auszügen des Romans „1848“ von Otto Hauser (erschienen 1907), schildert das Werk in verschiedenen „Kartons“ (Abschnitten oder Vignetten) die Auswirkungen der revolutionären Ereignisse des Jahres 1848 auf eine kleine „königliche Freistadt“ in Oberungarn namens Olbern. Der Roman, retrospektiv angelegt („alte Schatten drängen an“), beleuchtet die politischen, gesellschaftlichen und persönlichen Verwerfungen jener Zeit, wobei die Revolution als auslösendes Prinzip im Zentrum steht.

Die Handlung beginnt in Olbern mit der Ankunft von Studenten aus der Akademie auf Ferien. Unter ihnen sind Imre und Janesi. Sie beschäftigen sich mit Literatur, lesen Dramen, etwa Theodor Körners heldenhaftes Stück „Zrinyi“, das Imre begeistert und ihm als Vorbild für ein „Großes, Gewaltiges“ vorschwebt, im Gegensatz zu den damals üblichen Stücken oder bloßem „Lippenfechten“. Die jungen Männer sind erfüllt von Idealismus und patriotischem Gefühl. Imre kritisiert die ungarische Nation jener Zeit als „kläglich, elend“, weil sie nur noch mit „Worten“ kämpfe statt mit „Schwertern“.

Die Revolution selbst wird als eine Welle beschrieben, die von der Februarrevolution in Paris ausgeht und Deutschland erreicht. Sie ist die Reaktion auf die schändliche Betrügung der Völker um ihre Freiheit nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon und die darauffolgende Unterdrückung und Spitzelwirtschaft. In Ungarn kämpft man seit Jahren um Selbständigkeit und moderne Freiheiten. Der König sanktionierte die Märzgesetze nach blutigen Tagen in Wien und Pest, doch die Furcht der Radikalen, dass die Regierung Zugeständnisse nicht halten würde, bewahrheitet sich. Radikale Agitation breitet sich aus, unterstützt von der Bewegung der Südslaven.

In Olbern wird die politische Spannung durch den Besuch des Komitatsherrn Béla von Istvánffy greifbar. Er kommt auf einer insgeheimen „Pazifizierungstour“, um unruhige Elemente einzuschüchtern. Obwohl er vorgibt, die Strenge der Regierung nicht zu billigen, warnt er den Stadtrichter eindringlich vor Aufruhr und Verschwörungen unter den Handwerkern, insbesondere einem Schuster. Er betont, die Regierung sei bereit, „Gewehre und Galgen zu Hilfe zu nehmen“. Der Stadtrichter Michael von Brenner versucht, die Ruhe in seiner Stadt aufrechtzuerhalten. Er ist besorgt über seinen Sohn Janesi und die Gerüchte über Studenten, die sich radikalen Versammlungen anschließen. Istvánffy findet Unterstützung bei der slowakischen Geistlichkeit, die ungarische Unabhängigkeit als Bedrohung für ihre eigene Nationalität sieht und bereit ist, die Regierung zu unterstützen.

Die Drohungen Istvánffys lösen bei dem Schuster Placentius Mordia, einem „denkenden Kopf“ und Zeitungsleser, Empörung aus. Er sieht die Rechte der Zünfte bedroht und beschließt, eine Versammlung einzuberufen. Seine Vorbereitungen dafür sind detailliert beschrieben, bis hin zum Einüben seiner Rede „hinter der Pforte“. In der Versammlung im Gasthaus „Zum goldenen Hirschen“ hält Mordia eine leidenschaftliche Rede, in der er das Recht auf Versammlungen verteidigt und das Wort Revolution ausspricht. Er beschreibt die Revolution als notwendigen Schritt, wenn die Regierung alles verbietet, und als einen Kampf, bei dem jeder Bürger teilnehmen müsse. Sein Aufruf zum Widerstand wird jedoch jäh beendet, als der Bäckermeister Tobias Knoll ihn packt und hinauswirft. Dieser Vorfall verhindert den Ausbruch der Revolution in Olbern im April.

Die politischen Ansichten in Olbern verfestigen sich: Kleinmeister werden Revolutionäre, Bäcker und Metzger bleiben regierungstreu, Honoratioren spalten sich. Beim Majalis-Fest wird die revolutionäre Stimmung wieder aufgegriffen. Imre hält eine flammende Rede für die Freiheit, die von begeisterten Eljen-Rufen begleitet wird. Janesi und Imre beschließen, sich der Revolution anzuschließen und ihre Botschaft im ganzen Komitat zu verbreiten. Sie brechen mit ihren Vätern. Janesi schreibt seinem Vater, dem Stadtrichter, einen Brief, in dem er auf dessen Geld verzichtet und erklärt, dass die Zeit vorbei sei, in der Söhne vor ihren Vätern kriechen müssen.

Der Roman schildert den weiteren Verlauf des Aufstands in Ungarn. Die österreichische Regierung versucht, die gewährten Freiheiten zurückzunehmen.

Der Konflikt mit den Hurbanisten, slowakischen Truppen, die von Österreich unterstützt werden, um die ungarische Revolution zu bekämpfen, betrifft Oberungarn direkt. Der Vikar Jan Csatzka agitiert gegen die ungarischen „Rebellen“. Die Hurbanisten sind oft undisziplinierte Haufen, die plündern und Dörfer niederbrennen, wie am Beispiel von Terlice gezeigt wird. Als eine Hurbanistenarmee Olbern durchzieht, ist die Stadt hilflos. Der Stadtrichter entscheidet, die Tore offen zu lassen und die Truppen passieren zu lassen, um die Stadt zu schützen. Eine Schlacht bei Terlice zwischen Hurbanisten und ungarischen Truppen wird von Olbern aus beobachtet. Die Hurbanisten werden zerstreut, aber der Kampf in Ungarn geht weiter.

Nachdem Österreich Russland als Verbündeten gewonnen hat, wird die ungarische Rebellion endgültig niedergeschlagen. Die revolutionäre ungarische Regierung versucht im letzten Moment, Männer zwangsweise zu rekrutieren. Auch in Olbern kommt eine Honvéd-Kompanie an. Etwa dreißig Männer werden ausgehoben. Die Szene ihrer Vereidigung am Florianibrunnen ist pathetisch: Frauen weinen, die Männer sind fassungslos, nur Placentius Mordia bewahrt Haltung, voller Stolz und Rachsucht gegen Bäckermeister Knoll. Sie erhalten Gewehre, aber keine Munition. Die ungarische Revolution endet mit der Kapitulation Görgeys und der Hinrichtung von Generälen.

Die Nachwirkungen der Revolution sind harte Unterdrückung. Neue Kasernen werden gebaut, hohe Steuern erhoben, Flüchtlinge in Effigie gehängt. Von den Freiwilligen aus Olbern kehrt nur Placentius Mordia zurück, der vorgibt, gekämpft zu haben. Andere werden in österreichische Regimenter gesteckt. Studenten sind geflohen, inhaftiert oder verschollen.

Das Schicksal von Janesi bleibt ungewiss. Es gibt widersprüchliche Andeutungen in den Quellenabschnitten: Ein Vice-Župan (Istvánffy?) behauptet, Janesi sei in die Türkei geflohen und Muslim geworden, und versucht, den alten, inzwischen zurückgetretenen Stadtrichter Michael von Brenner zu erpressen, um ihn „freizukaufen“. Später erhält Franz (der andere Sohn des Ex-Stadtrichters, der Susi heiratet) einen Brief, angeblich von Janesi, der besagt, er sei nach Görgeys Kapitulation an Österreich ausgeliefert und nun einfacher Soldat für acht Jahre. Dieser Brief endet jedoch mit einer Signatur, die ihn als Bankangestellten in Zürich ausweist. Der alte Stadtrichter nimmt diese Widersprüche aufgrund seiner geschwächten Verfassung nicht wahr und glaubt nur, sein Sohn werde zurückkehren.

Imre wird in Janesis Brief als verstorbener Freund erwähnt. Seine Schwester Tini bewahrt seine Gedichte auf.

Die Revolution und ihre Folgen prägen das Leben der Charaktere nachhaltig. Der Stadtrichter zerbricht an den Sorgen um seinen Sohn. Seine Tochter Susi verlässt das Haus, als die Witwe eines Verwandten, Frau Therese, das Regiment übernimmt und plant, ihren Bruder Jozsi zu heiraten. Susi heiratet ihrerseits Franz. Der alte Stadtrichter gibt ihr ein großzügiges Brautgeld, äußert dabei aber widersprüchliche Lebensweisheiten über Demut und Stolz. Die Revolution brachte keine Freiheit, sondern Unterdrückung und persönliche Tragödien, während das Leben in Olbern nach dem Sturm wieder seinen Gang nimmt, auch wenn die „rote Zeit“ tiefe Spuren hinterlassen hat.


Otto Hauser, 1848. Stuttgart: Bonz, 1907.