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Gerne, hier ist eine Inhaltsangabe der vorliegenden Quelle, der „Mittheilungen aus dem Tagebuche des Herrn Heulalius von Heulenburg“, basierend auf dem Text und unserer Konversation:
Die Quelle präsentiert Auszüge aus dem Tagebuch des Herrn Heulalius von Heulenburg, veröffentlicht in einer zweiten Auflage 1849. Das Werk beginnt mit einem „Offenen Brief des Herausgebers an den Verfasser“, H. Hoffmann. Der Herausgeber erklärt dem verwunderten Verfasser Heulalius, dass er dessen geheimste Tagebuchblätter seinem Schreibpult „enthändigt“, also entnommen, und veröffentlicht hat. Er gesteht dies unumwunden ein und rechtfertigt sein Handeln mit sieben Gründen. Dazu gehören das Prinzip der Öffentlichkeit, neue Ideen über das Eigentum, wonach Diebstahl im Lichte des staatlichen Besitzes unsinnig sei, und die Sicherung der Freiheit durch die bürgerliche Pflicht, Tagebuch zu schreiben und diese einsehen zu lassen.
Er vergleicht dies mit Frankreich, wo solche Maßnahmen im Namen der Freiheit durchgeführt würden. Weitere Gründe sind, dass solche „Indiscretionen“ nichts Neues seien, dass das Geschlecht der Heulenburger so verbreitet sei, dass der Verfasser kaum identifizierbar sei, dass der Verfasser wider Willen berühmt werden könnte, oder dass er Gott danken könne, dass nicht noch mehr veröffentlicht wurde. Der Herausgeber hofft auf die Versöhnung des Verfassers.
Es folgen die Tagebucheintragungen selbst, datiert von September bis Dezember 1848. Der Autor, Herr Heulalius von Heulenburg, äußert zu Beginn seine große Erleichterung über das Ende der revolutionären Wirren. Er wagt sich wieder ans Tageslicht hervor und dankt der „Heroentrias“ Windischgrätz, Jellachich und Wrangel. Er preist Bajonnette und Kartätschen als „beruhigende Erfindung“ und als etwas „positiv Sicheres“. Die vorangegangenen Monate beschreibt er als Zeiten des Zitterns und Bebens, in denen die „glatte, glänzende Haut der Behaglichkeit“ zur „Gänsehaut der Todesangst“ wurde.
Heulalius schildert seine Furcht vor den „Kerlen“, die durch die Straßen zogen, und wie er seine goldenen Uhrketten versteckte, da Männer mit Klapphüten sie mit „communistischem Halbpart!“ im Auge musterten. Er habe öffentlich mit den „Wölfen geheult“ und privatim für sich geweint. Um sich zu „proletarisiren“, habe er sogar mühsam die Ellbogen seines Rockes auf dem Fußboden zerscheuert und dies als Arbeit an der „bürgerlichen Gleichheit“ und dem „Nivellire[n] des Bodens der Existenzen“ erklärt. In solcher Zeit sei es am besten, gar nicht bekannt zu sein. Er fürchtete Freunde und sogar sein eigenes Spiegelbild, weshalb er seine Spiegel umdrehte. Er schnitt sich die Absätze von den Stiefeln, um kleiner zu erscheinen, da „die niederen Sträucher verschont der Sturm, die hohen Stämme bricht er“. Mit Siegesjubel rasiert er nun seinen Bart ab, der in Zeiten der Verstellung und Angst wuchs und nun in Zeiten der Wahrheit endet.
Sein größter Wunsch ist Ruhe und Ordnung um jeden Preis. Er möchte den Anarchisten zurufen, dass Presse- und Versammlungsfreiheit ohne Ruhe wertlos seien und dass die Geschworenen nichts helfen, wenn Lynchjustiz geübt werde. Seine jetzige Wohnsituation beängstigt ihn, da er ringsum von Bürgerwehrmännern und deren Munition umgeben ist. Er nennt dies eine „fortdauernde Pulververschwörung“ und beklagt den sorglosen Umgang mit den „Satanskörnern“.
Er äußert scharfe Kritik an der Bürgerwehr („Volksbewaffnung“). Er nennt sie einen „süßen Traum“, der sich wie Zucker in Wasser auflöse. Städte, in denen die Bürgerwehr entwaffnet wurde und Gewehre gegen Pfeifen getauscht werden konnten, seien glücklich. Seine eigene Erfahrung als Volksbewaffneter schildert er schaudernd und vergleicht sich mit dem grausam getöteten Grafen Helfenstein. Er fürchtete, von seinen Kameraden, besonders einem vor ihm marschierenden Chirurgen, erstochen zu werden. Nur eine zufällige Störung rettete die Patrouille. Er misstraut den Gesinnungen und Absichten seiner Mitstreiter und Führer und fürchtet einen Hinterhalt oder dass sie sich wie Jasons Riesen gegenseitig abschlachten. Die Bürgerwehr sei unzuverlässig, unnütz und gefährlich, basierend auf der Verwechslung von allgemeiner Wehrpflicht und allgemeiner Volksbewaffnung.
Mit Genugtuung stellt er fest, dass viele Orte nun unter Belagerungszustand stehen (Frankfurt, Wien, Berlin, Genua, Lombardei, Paris, Irland, Russland). Er meint, die Welt beginne wieder „behaglich“ zu werden und werde erst ganz gut sein, wenn der Erdball von Bajonetten besetzt sei wie ein Igel, zwischen dessen Borsten man sich reiben könne.
Er reflektiert humoristisch über die Notwendigkeit, in diesen Zeiten „ein Loch“ im Rockärmel zu tragen, um populär zu sein – eine Art „Declaration der Menschenrechte“. Aus Langeweile und Angst beginnt er wieder zu reimen und verfasst ein „Heulerlied“. Dieses Lied beklagt die verlorene „goldne Zeit“ der Untertanentreue, beklagt, dass „die Buben führen’s Regiment“ und die „rothe Republik“ drohe, ruft die Polizei an und beschreibt, wie die Welt „in Stücken geht“ und alles „Heulerei“ vergeblich sei.
Ein besonders einschneidendes Erlebnis war für ihn ein Abend im Verein der Freunde für Ordnung und Ruhe, wo er versehentlich in eine Runde hyperrevolutionärer Männer geriet. Ein Mann aus der Rheinprovinz forderte ruhig die Guillotine als Mittel zur Durchsetzung der Gleichheit. Ein Redakteur sekundierte und ein Anatomieprofessor sah gute Zeiten für sein Theater. Diese Unterhaltung versetzte Heulalius in Panik.
Diese Begebenheit führte zu einem entsetzlichen Traum. Darin waren alle Anwesenden enthauptet und trugen runde holländische Käse statt Köpfen. Sie unterhielten sich über ihre Hinrichtungen, nahmen die Käseköpfe ab, um zu trinken, oder aßen davon. Auch Freunde erschienen als kopflose Gestalten mit Käseköpfen. Der kleine Mann aus der Rheinprovinz triumphierte, dass sie die Guillotine nun hätten. Der Anatomieprofessor beklagte, dass er zwar guillotiniert sei, aber nun keine Käse mehr da seien. Ein Redakteur erklärte Heulalius, er sei der einzige noch nicht Geköpfte, werde aber heute drankommen.
Heulalius floh und sah draußen überall kopflose Menschen, die mit ihren Köpfen spielten oder arbeiteten. Er sah die Justitia-Statue ohne Kopf, eine kopflose Militärmusik, die mit Instrumenten im Hals einen Trauermarsch spielte. Am Roßmarkt stand die rot angestrichene Guillotine, die „letzte Instanz der Revolutionen“. Der kopflose Henker und sein Nachbar, der ihm einen Käse anbot, warteten. Heulalius schrie und erwachte im Schweiß. Am nächsten Morgen erhielt er per Post einen Edamer Käse, den er entsetzt wegwerfen ließ. Er fragt wieder, ob dies ein Belagerungszustand sei, in dem man solche Greuel träumen müsse.
Er kommentiert die Steuerverweigerung in Berlin. Da die Todesstrafe abgeschafft wurde, sei dies nun eine Verurteilung der Regierung zum Hungertod. Er prophezeit, dass dies alle Wohlhabenden und Beamten treffen werde, Millionen verhungern, schlimmer als Attila. Das „souveräne Volk“ werde keinen Vorteil haben. Kunst und Wissenschaft würden verschwinden, Barbarei breche herein. Sie würden zu „Bärenhäuter[n]“ werden, Wodan anbeten und Schädel bei Trinkgelagen benutzen – alles im Namen der Freiheit.
Lobend spricht er von der Berliner Erfindung des passiven Widerstands. Dieser mache die „Gewitter von unten“ unschädlich. Solche „Passive-Widerstands-Revolutionen“ gefallen ihm, da sie „anständig, ordentlich und gesetzmäßig“ ablaufen. Er definiert ihn als „unterwürfige Widersetzlichkeit“, „gehorsame Empörung“, „Schwerdt in der Scheide“ etc.. Er schlägt ein Reichspatent für den Erfinder, einen Feiertag und ein Denkmal vor. Er gibt sogar eine mögliche Inschrift für das Monument an, ein Rätsel in „Lapidarstyl“.
Weiterhin äußert er sich zum Sitzverhalten in den Ständekammern, wobei die Widersprecher links sitzen. Er assoziiert die linke Seite mit Böcken, Ungeschicklichkeit und dem Herzen (Kühnheit), die rechte mit der Leber (Ärger). Am klügsten sei der Sitz in der Mitte.
Auch die Debatte um das „von Gottes Gnaden“ der Herrschertitel betrachtet er. Nichts bleibe mehr heilig. Er hält den Streit für unsinnig, da Gott sich um Revolutionen nicht kümmere und alle bisherigen kläglich endeten. Er schlägt vor, dass Könige den Titel fahren lassen und Völker ihn stehen lassen – es liege nichts daran. Man solle abwarten, was Gott sage. Er deutet die möglichen Interpretationen beider Seiten.
Er merkt an, wie „revolutionär“ er geschrieben habe. Ein Freund äußert daraufhin eine düstere Sicht auf die Zeit. Das Jammervolle sei die Ungewissheit des Gewinnens oder Verlierens. Es fehle an großen Menschen; die Bewegung sei gewaltig, die Menschen unbedeutend. Nicht Helden, sondern der Zufall regiere. Es fehle ein „tüchtiger Weltkutscher“. Drei Dinge verdürben alles: Gleichgültigkeit, Feigheit und Lüge. Nach einem Sommer und Herbst sei nur Erschöpfung da; es gebe keine großen patriotischen Opfer. Es fehle Ausdauer. Die Leute seien feige aus Liebe zum Besitz und heuchelten und logen deshalb. Es sei eine Komödie auf einer Riesenbühne mit Zwerg-Marionetten. Nur der Humor eines Gottes oder Teufels könne dem gerecht werden, indem er die Erde zum Zerplatzen brächte. Heulalius findet diese Ansichten seines cholerischen Freundes absonderlich und zu offenherzig.
Der Text schließt mit einer Liste weiterer Publikationen des Verlags, darunter Titel wie „Handbuch für Wühler“ und „Brustbilder aus der Paulskirche“, die den politischen Kontext der Zeit weiter untermauern.
[Heinrich Hoffmann:] Der Heulerspiegel: Mittheilungen aus dem Tagebuch des Herrn Heulalius von Heulenburg. Leipzig: Gustav Mayer, 1849.