Horowitz: 1848–Novellen


KI, Inhalt:

Ja, die Revolution von 1848 spielt in den vorliegenden Auszügen aus den „Horowitz-Novellen“ eine sehr wichtige und oft zentrale Rolle. Sie ist nicht nur ein historischer Hintergrund, sondern beeinflusst direkt das Schicksal der Charaktere, ihre Beziehungen und die Handlung der verschiedenen Geschichten.

Hier sind einige Beispiele, wie die Revolution in den Quellen eine Rolle spielt:

  • Politischer und nationaler Konflikt: Die politischen Ereignisse von 1848, insbesondere der Konflikt zwischen verschiedenen Nationalitäten innerhalb der Habsburgermonarchie (wie dem ungarisch-kroatischen Nationalitätenkampf), sind treibende Kräfte hinter den Handlungen und Konflikten.
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  • Auswirkungen auf Beziehungen: Langjährige Freundschaften werden durch die politischen „Extreme“ und Meinungsverschiedenheiten zerrissen, wie in „Die Extreme“ zwischen Herrn Bak und Herrn Bek. Romantische Beziehungen werden durch politischen oder nationalen Hass beeinträchtigt oder sogar unmöglich gemacht, wie in „Liebe und Nationalhaß“ zwischen Ferenz (Ungar) und Julie (Tochter eines kroatischen Nationalisten), oder in „Das kostbarste Opfer“ zwischen Hermine und Gorgochich, deren Väter aufgrund des Nationalitätenkampfes zerstritten sind.
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  • Spezifische revolutionäre Ereignisse: Konkrete Ereignisse des Jahres 1848 werden genannt, wie der 13. März, der als „ungeheure Elektrisirmaschine“ beschrieben wird, die „erschütternde Gewalt“ in alle Familienkreise bringt. Der 6. Oktober und die Wiener Revolution mit dem Sturm auf das Zeughaus, der Bewaffnung des Proletariats und der Belagerung Wiens durch Jelačićs Truppen werden ebenfalls ausführlich dargestellt.
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  • Politische Beteiligung und Verfolgung: Charaktere werden durch die Revolution in politische Aktivitäten hineingezogen. Emil in „Die Extreme“ wird Mitglied des Studenten-Comité und des Sicherheitsausschusses. Ferenz in „Liebe und Nationalhaß“ schließt sich der „Legionär der Studentenschaft“ an und wird Mitglied der „ungarischen Parthei“. Adam Berger in „Adam Berger“ wird aufgrund seiner kritischen Schriften über österreichische Zustände verhaftet und inhaftiert. Sein Schicksal und die „kaiserliche Amnestie“ sind direkte Folgen der politischen Umwälzungen.
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  • Gewalt und Gefahr: Die revolutionären Unruhen führen zu Gewalt. Bauern greifen die jüdische Familie Mardechai an, teilweise angestachelt durch judenfeindliche Agitation im Kontext der Unruhen. Herr von Garich wird von einem Mob bedroht und angegriffen, weil seine politischen Ansichten unbeliebt sind. Herman wird als „Schwarz-gelber“ beschimpft und bedroht. Soldatische Charaktere wie Gorgochich, Jänos und Heinrich Berger sind direkt in die Kämpfe (in Ungarn, Italien, bei Wien) involviert.
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  • Soziale Unordnung: Die „ungeordneten Zustände“ während der Revolution führen zu Phänomenen wie dem öffentlichen Verkauf von Tabak und Zigarren auf der Straße, wie in der Geschichte von Marinka und Laurenz („Der Stock auf der Aula“ / „Die Annerbanmn…“) geschildert.
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  • Symbolik: Sogar ein einfacher Gegenstand wie ein Stock kann in diesem Kontext zu einem politischen Symbol und „historischen corpus delecti“ auf der Aula werden, wie in „Der Stock auf der Aula“ beschrieben.
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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Revolution von 1848 die treibende Kraft vieler Handlungsstränge in den Novellen ist und das persönliche Leben der Charaktere tiefgreifend prägt. Sie ist nicht nur ein historischer Rahmen, sondern ein aktiver Teilnehmer an den erzählten Dramen.

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Basierend auf den vorliegenden Auszügen aus den „Horowitz-Novellen“ spielen die Geschichten an verschiedenen Orten innerhalb der Habsburgermonarchie und den angrenzenden Gebieten, die stark von den politischen Ereignissen des Jahres 1848 beeinflusst sind. Wien und Teile Ungarns sowie Kroatiens sind dabei besonders prominente Schauplätze.

Hier sind die wichtigsten Orte, die in den einzelnen Novellen-Auszügen genannt werden:

  1. Das kostbarste Opfer:
    • Ein Teil der Handlung spielt sich in Preßburg ab, insbesondere im Zusammenhang mit den Reichstagsverhandlungen.
    • Das Gut von Herrn von Bardany ist ein wichtiger Ort, der in einem ungenannten „Marktfleken“ liegt.
    • Eine ländliche Gegend („Garten“, „Feld“) außerhalb des Anwesens wird für die Flucht genutzt.
    • Gorgochichs Regiment ist beteiligt an Kämpfen in Ungarn, Italien und bei Wien[implied by context of 1848 revolution and Gorgochich being an officer involved in the conflict].
    • Gorgochich hält sich später in T… auf, wo Kämpfe stattfinden.
    • Helene (die Tochter des Pächters Mardechai) flieht in „die Stadt“.
    • Als Zielort wird das Städtchen Belovar in Kroatien genannt, wo Gorgochichs Familie lebt und wohin Hermine reist. Der Weg dorthin führt über die Steiermark.
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  2. Die Extreme:
    • Die Hauptschauplätze sind Wien.
    • Spezifische Orte in Wien, die im Zusammenhang mit den revolutionären Ereignissen des 13. März und später genannt werden, sind die Universität(implied by mention of students and the Aula), der Stefansplatz, die Aula (als Ort politischer Versammlungen und als Schauplatz eines Vorfalls) [123, 125, implied by context of student committee].
    • Charaktere fliehen aus Wien nach Baden, einem nahegelegenen Kurort.
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  3. Der misterieuse Brief:
    • Die Haupthandlung, einschliesslich der Verhaftung und Untersuchung, findet in Wien statt. Die Wohnung des Banquier Saumer ist ein Treffpunkt.
    • Der Vater von Arnold Grünthal (Rabi Alexander/Sändor) lebte in Baiern (Bavaria).
    • Die Familie F…y, zu der Jösi und Sändor gehören, stammt aus Ungarn. Die Pachtung auf ihrem Gut befindet sich dort.
    • Holland wird als Herkunftsland des Pächters (Sändors Schwiegervater) und als geplantes Ziel für Sändors Flucht genannt.
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  4. Liebe und Nationalhaß:
    • Ein wichtiger Schauplatz ist Wien. Garich und V…y leben dort als Studenten.
    • Das Duell findet im Prater bei der Kaisermühle in Wien statt.
    • Julie begegnet Ferenz während einer Eisenbahnfahrt nach Baden.
    • Ein Treffen zwischen Ferenz, Julie und ihrem Vater findet im Stierbek’schen Kaffeehaus in der Leopoldstadt in Wien statt.
    • Die Ereignisse des 6. Oktober 1848, einschliesslich des Sturms auf das Zeughaus und der Belagerung Wiens durch Jelačićs Truppen, finden explizit in Wien statt („Wiener Revoluzion“, „vor Wien selbst“).
    • Die Verhaftung und Rettung von Herrn von Garich ereignen sich ebenfalls in Wien, in der Nähe seiner Wohnung, auf dem Weg zur Aula.
    • Kämpfe finden auch in Ungarn statt (im Zusammenhang mit Jelachichs Truppen).
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  5. Der Stock auf der Aula / Die Cigarrenverkäuferin:
    • Die Geschichte des Stocks beginnt in einem Dorf in Ungarn, wo sein Besitzer, ein Heiduk, lebt. Dieses Dorf liegt in der Nähe eines herrschaftlichen Gutes/Schlosses.
    • Der Stock gelangt über einen hausierenden Juden, der in einem Dorf lebt, in einen „Marktfleken“ und schliesslich nach Wien.
    • Ein Teil der Handlung spielt sich am Gefällenamt in Wien ab.
    • Der Stock landet auf der Aula in Wien als „historisches corpus delecti“.
    • Marinka, die Tochter des Heiduken, flieht aus dem ungarischen Schloss nach Wien.
    • Jänos, der Hirtenknabe, wird ins Militär gesteckt und kämpft später in Italien.
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  6. Adam Berger:
    • Adam Berger stammt aus Wien.
    • Er reist nach Ungarn und lässt sich in der Stadt Vesprim nieder.
    • Seine Schriften lässt er in Leipzig veröffentlichen.
    • Er reist nach P. (vermutlich Pest) in Ungarn, wo er seine Söhne bei einem ungarischen Regiment unterbringen möchte.
    • Adam Berger wird verhaftet und nach Wien gebracht, von wo aus er auf eine Festung geschickt wird.
    • Veronika (seine Frau) reist nach P. und dann nach Wien, wo sie sich niederlässt.
    • Die Söhne Emil und Heinrich dienen im Militär, Heinrich wird verwundet an der St. Marxer Linie in Wien, Emil ist in Mailand (Italien) stationiert und kämpft im „italienischen Feldzuges“, während Heinrich „in Ungarn gegen den Aufstand“ kämpft.
    • Die Familie (Adam, Veronika, Pauline) lebt und trifft sich wieder in Wien.
    • Herman (der Arzt) lebt in Wien.
    • Hermans Vater flieht nach London.
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Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Geschichten einerseits die Zentren der revolutionären Ereignisse (vor allem Wien) als Schauplätze nutzen und andererseits ländliche Gebiete in Ungarn und Kroatien abbilden, die vom Nationalitätenkonflikt geprägt sind. Militärische Operationen führen die Charaktere auch nach Italien. Einige Charaktere haben Verbindungen nach Baiern oder sogar Holland und London, die als Orte des Exils oder der Herkunft dienen.

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Ja, in der Quelle wird Antisemitismus explizit erwähnt und als treibende Kraft hinter gewaltsamen Ereignissen dargestellt.

Hier sind die zentralen Punkte dazu:

  • Gewalt und Verfolgung: Die Quelle beschreibt „gräuelhaften Plünderungen und Mißhandlungen“, die ein „aufgereizter, verblendeter Pöbel in Ungarn sich gegen das unglückliche Volk der Hebräer erlaubte“. Es wird berichtet, dass diese Taten selbst von Personen aus dem Bürgerstande geteilt wurden. Drohungen von Bauern machten „israelitische Gemeindeglieder erbeben“.
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  • Antisemitische Tropen und Anschuldigungen: Die Ausschreitungen gegen die Familie Mardechai werden durch die falsche Anschuldigung ausgelöst, Mardechai habe ein christliches Kind gestohlen. Die Eindringlinge schreien „Nieder mit den Bluttrinkern!“, was eine direkte Bezugnahme auf die antisemitische Ritualmordlegende ist, insbesondere auf die Anschuldigung, Juden würden Blut für das Osterbrot verwenden („Hast du das Blut schon im Osterbrod verbaken?“).
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  • Explicit judenfeindliche Motivation: Der Schneider Bätor, der das Kind in Mardechais Hof legt und die Bauern anstachelt, wird explizit als „treulose Intriguant“ bezeichnet, dessen Plan ein „wahrhaft höllischen, judenfeindlichen Verfolgungsplanes“ ist. Die Anschuldigung wird als „boshafter Weise den dummen und leichtgläubigen Bauern“ hinterbracht.
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  • Historischer Kontext der Verfolgung: Die Erzählung verbindet die aktuellen Ereignisse mit einer längeren Geschichte der Verfolgung, indem sie sich fragt, was das „arme, gedrückte Volk der Hebräer erst in den finstern Zeiten früherer Jahrhunderte erleben!“ musste. Auch die Beschneidung des Kindes wird in diesem Kontext erwähnt, als etwas, das der Nation der Juden angetan wurde („gerecht und billig zu sein gegen eine Nazion, die kein anderes Verbrecheu beging, als das ihren Mitgliedern am achten Lebenstage das geschah, was auch ihm wiederfuhr“).
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  • Rolle des Klerus: Im Gegensatz zum gewalttätigen Pöbel werden Geistliche in Ungarn als diejenigen beschrieben, die sich „auf die humanste Weise ins Mittel legten“, um der „grassirenden Verfolgungswuth gegen die Juden Einhalt zu thun“. Der Ortsgeistliche hilft, den Mob nach der Plünderung von Mardechais Haus zu zerstreuen.
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  • Stereotype im Finanzwesen: Es gibt eine negative, stereotype Erwähnung von „jüdische Faktoren“ im Zusammenhang mit den finanziellen Problemen polnischer Adliger. Diese werden als „Blutsauger am Glücke des polnischen Volks“ bezeichnet, was eine verbreitete antisemitische Vorstellung über jüdische Geldverleiher widerspiegelt.
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  • Debatte über Integration/Beziehungen: Die Quelle zeigt auch, dass es innerhalb der christlichen Gesellschaft unterschiedliche Ansichten gab. Einerseits gab es „unerbittlichen Gegner der Juden“, die deren eigene Gesetze nutzten, um Argumente gegen eine „Bruderhand“ zu liefern. Andererseits gab es „humaner und billiger denkende Kristen“, die gerade deshalb eine Annäherung befürworteten.
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  • Jüdisches Leben und Charaktere: Neben den Darstellungen von Verfolgung und Vorurteilen zeigt die Quelle auch Aspekte jüdischen Lebens und Charaktere, die nicht nur Opfer sind. Die Familie Mardechai hält Sabbat, es gibt eine jüdische Hebamme und einen jüdischen Lehrer, der in säkularen Wissenschaften und im Talmud bewandert ist. Banquier Baruch Saumer wird sehr positiv als gebildeter, freundlicher, wohltätiger und hochgeachteter Mann beschrieben, dessen Haus von vielen angesehenen Personen besucht wird. Die Geschichte von Rabi Grünthal enthüllt eine komplexe Familiengeschichte, in der ein Adeliger zum Judentum konvertiert, um eine jüdische Frau zu heiraten, und später Rabbiner wird.
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Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Antisemitismus in der Quelle nicht nur „erwähnt“ wird, sondern als reale und zerstörerische Kraft im sozialen und politischen Gefüge der Zeit dargestellt wird. Die Quelle beschreibt konkrete antisemitisch motivierte Gewaltakte und Anschuldigungen, thematisiert die ihnen zugrundeliegenden Vorurteile und zeigt die Spaltung innerhalb der Gesellschaft bezüglich des Umgangs mit jüdischen Mitbürgern. Gleichzeitig werden jüdische Charaktere und jüdisches Leben in verschiedenen Schichten dargestellt, und einige jüdische Personen werden positiv gezeichnet.


Horowitz, L[azar]: 1848 : eine Sammlung origineller Novellen dieses Jahrgangs, vom Monat März begonnen / von L. Horowitz. Preßburg: Wigand, 1849. 192 S.