Varnhagen von Ense – Tagebücher & Edition in 15 Bänden
Karl August Varnhagen von Ense (1785–1858) gehört zu den großen Zeugen der politischen, literarischen und gesellschaftlichen Kultur des 19. Jahrhunderts. Seine nachgelassenen Tagebücher dokumentieren über Jahrzehnte hinweg das intellektuelle Leben der Zeit – vom frühen 19. Jahrhundert über den Vormärz bis in die Nachwirkungen der Revolution von 1848/49. Besonders spannend: die Bände rund um die Revolution, die er mit großer Sympathie kommentierte.
Die Tagebücher sind kein privates Journal im engeren Sinn, sondern ein vielschichtiges Protokoll der Zeitgenossenschaft: Beobachtungen politischer Ereignisse, Begegnungen mit Schriftstellern, Journalisten, Diplomaten und Revolutionären, Reflexionen über Literatur, Öffentlichkeit und Geschichte. Sie ergänzen die bekanntere Briefkultur Varnhagens um eine kontinuierliche, oft überraschend offene Selbst- und Zeitbeobachtung.
Ludmilla Assing, die Nichte Varnhagens, hat sie nach dessen Tod ab den 1860er Jahren herausgegeben. Sie lösten eine der spektakulärsten Diffamierungskampagnen der deutschen Literaturkritik aus. Denn Varnhagen kritisiert in seinen Aufzeichnungen sehr direkt und unverblümt zahlreiche Persönlichkeiten seines politischen und gesellschaftlichen Umfelds, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch in öffentlichen Funktionen tätig waren. Die Herausgeberin wurde steckbrieflich gesucht und flüchtete ins Ausland. Details dazu und zu Assings editorischer Arbeit lassen sich in aller Kürze im Nachwort zum ersten Band nachlesen oder ausführlicher in der Sekundärliteratur.
Zur digitalen Edition
Auf diesen Seiten wird eine vollständige digitale Edition der nachgelassenen 14 Tagebücher Karl August Varnhagen von Enses zugänglich gemacht.
Die Edition umfasst:
- 14 Einzelbände der Tagebücher (1835–1858)
- ein vollständiges Register (angefertigt von H. H. Houben)
- zusätzlich eine Gesamtausgabe in einem Band.
Alle Texte sind gemeinfrei und werden hier in zeitgemäßen digitalen Formaten bereitgestellt.
Die eigentlichen Dateien werden über das »Internet-Archive« (archive.org) ausgeliefert. Dies gewährleistet eine stabile, langfristige Verfügbarkeit und entlastet diese Website von der technischen Dateiverwaltung. Von hier aus wird von den Einzelbänden jeweils direkt auf die entsprechenden Archivseiten verwiesen.
Varnhagen, Vormärz und Revolution
Auch wenn Varnhagens Tagebücher nicht ausschließlich auf das Revolutionsjahr 1848/49 zentriert sind, stellen sie eine wichtige Quelle für das Verständnis der politischen Öffentlichkeit des Vormärz und der Revolutionszeit dar. Die Aufzeichnungen erlauben Einblicke in Wahrnehmungen, Erwartungen und Deutungen politischer Umbrüche aus der Perspektive eines hervorragend vernetzten Zeitgenossen.
In diesem Sinn ergänzt die Edition das thematische Profil von prosa1848.de, das sich besonders mit erzählenden Texten zur Revolution von 1848/49 und ihrem Umfeld befasst.