Vorwort


Vorwort


Die literarische Darstellung der Revolution von 1848/49 ist bis heute ein nahezu vollständig übersehenes Feld. Während politische Schriften, Dokumente, Briefe, Flugblätter und andere Quellen seit langem intensiv erforscht werden, blieb die erzählende Literatur dieser Zeit bemerkenswert unbeachtet. So als habe es sie nicht gegeben.

Romane, Erzählungen und satirische Texte, die während oder unmittelbar nach der Revolution entstanden, spielten – und spielen – in der Literatur- wie in der Geschichtswissenschaft praktisch keine Rolle. Obwohl es damals eine Vielzahl solcher Werke gab und das Publikum danach verlangte, wurden sie kaum wahrgenommen und verschwanden größtenteils aus dem kulturellen Gedächtnis. Daran hat sich bis heute – trotz der Arbeiten von Kerstin Wilhelms (2000), Dirk Göttsche (2001) und Peter Sprengel (2020) – wenig verändert.1

Dieses Desinteresse ist umso rätselhafter, als die Ereignisse von 1848/49 eine ganze Generation prägten – politisch, sozial und ästhetisch. Warum gerade die literarischen Stimmen, die diese epochemachenden Umbrüche damals zeitnah schilderten und reflektierten – und darunter waren ja so prominente Köpfe wie Fanny Lewald, Arnold Ruge und Friedrich Gerstäcker –, warum gerade sie so vollständig in Vergessenheit geraten konnten, ist eine offene und dringende Frage.

Die hier zusammengestellte Bibliografie möchte dazu beitragen, dieses Desiderat zu beheben. Sie versammelt weit über 100 zeitgenössische Romane, Erzählungen und Satiren, die die Revolution thematisieren, kommentieren oder kritisch darstellen. Damit soll ein Fundament gelegt werden für eine erneute, vertiefte Beschäftigung mit der erzählenden Literatur zur Revolution von 1848/49 – einem bislang so unerschlossenen Gebiet.

Wolfgang Hink, im November 2025


  1. Siehe unter Literatur. ↩︎